Tag 3 Delhi - Nawalgarh

Nawalgarh! Na ja, nicht sofort! Früh morgens verließen wir New-Delhi und fuhren noch kurz am India Gate, einem Kriegsmahnmal des ersten Weltkrieges vorbei.

 

Tschüß Delhi,  in acht Tagen sind wir wieder da! Auf geht’s durch die tollen Landschaften Richtung Rajasthan.

 

In den acht Stunden  Fahrtzeit erlebten wir Indien pur. Wechselnde Landschaften von sehr grün bis äußerst karg wechselten sich ab. In den kargen Gegenden wurde viel Ton zu Ziegeln verarbeitet. Überall stapelten sich Ziegelsteine an den vielen Ziegeleien längs der Straßen.

Eine Baustelle. Eine halbe Spur stand über 5 km zur Verfügung. Straße wäre übertrieben. Schlangenförmige Sandpiste mit Gegenverkehr ohne Ampelregelung. Doch es regt sich niemand auf. Warum auch? Unser Fahrer musste sich schon arg konzentrieren die Hindernisse entsprechend zu umfahren.

 

So viel gibt es hier unterwegs zu sehen. Schafe, Ziegen, Hunde und vor allem Kühe. Jede Menge Tiere.

 

(siehe den Anhang unten zum Thema Wiedergeburt)

 

Zwischendrin immer wieder Straßenstände mit unglaublichen Mengen an Obst, Gemüse und anderen Dingen. Ich frage  mich immer, wer die ganzen Waren kaufen soll?

 

Man merkt, dass man nach Rajasthan kommt. Die Frauenkleider werden immer bunter.

 

Muslimische Frauen sind verschleiert, aber nicht immer schwarz. Schleier auch in den buntesten Farben sieht man hier.

 

Typische Bilder, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, rauschten an uns vorbei.

 

Überall Tempel in allen Größen, meist sehr klein, oder als buntes Zelt. Auf jedem Berg steht in dieser Gegend ein Tempel, der dem einen oder anderen Gott der Hindus geweiht ist.

 

Wir begegnen auf unserer Fahrt immer wieder Pilger. Hunderte Kilometer wandern sie von Tempel zu Tempel.

 

Mit Musik. Sehr lauter Musik. Wir kennen das in Germany von Fastnachtsumzügen, zumindest von der Lautstärke her.

Jeder Ort scheint auch einen eigenen „Umzugswagen“ zu haben, eingepackt in Glanz und Glitter und vor allem Bunt. Diese Lautstärke ist unglaublich.

Unser Fahrer taute auch immer mehr auf und wir erfuhren von ihm einiges über Indien, seine Familie und die indischen Kultur. Kein leichtes Leben. Er konnte (unter Wiederständen der Familien) seine Freundin aus Schultagen heiraten. Eine Heirat aus Liebe. Normalerweise werden die Bräute von der Familie bestimmt. Und er wird bald Vater, wie er uns berichtet.

 

Immer wieder überraschen uns neue Motive auf der Straße und am Straßenrand.

 

Toilette? „Only 20 Minutes!“. Die indische Zeitrechnung funktioniert anders! Nach ca. einer Stunde (gefühlten 3 Stunden) mit einer vollen Blase, Mittagspause in einer Touristenstätte. Endlich auf die Toilette und dann etwas essen.

 

Die Mehrzahl der indischen Restaurants, vor allem die einfachen, kocht nur vegetarische Speisen. Da Hindus kein Rindfleisch essen (heilige Kühe!), Muslime kein Schweinefleisch (unrein!), bleiben ohnehin nur Geflügel- und Schaffleisch übrig.

 

Die Stärke der indischen Küche liegt in der phantasievollen Zubereitung von Gemüsen. Die Gemüsesorten sind dieselben wie in Europa, dazu kommen viele Hülsenfrüchte: verschiedene Linsenarten, Bohnen und Kichererbsen. Bei der Zubereitung erfinden indische Köche Gewürzkombinationen in den abenteuerlichsten Varianten: Zimt und Koriander im Blumenkohl, Senfkörner an den Kartoffeln, Ingwer bei den Mohrrüben. In gehaltvollen, gewürzten Saucen, Curry genannt, werden dann zumeist die Gemüse oder das Fleisch gegart. Es gibt auch trockene Reisgerichte, die Fleisch, Gemüse oder Nüsse enthalten (biriyani). Zum Curry isst man Fladenbrote (rotis), meist chapattis aus Weizen- oder Gerstenvollkornmehl, seltener aus feinem Weizenmehl (nan). (Zitat SZ)

 

 

Hier am Restaurant sahen wir auch wieder Frauen bei der Schwerstarbeit am Bau. Das ist in Indien gelebter Alltag. Die Männer arbeiten im Dienstleistungsgewerbe als Verkäufer, Hotelboy, Wäscher etc. und die Frauen auf dem Feld, auf Baustellen….

 

Baustellen und Gerüste sehen hier auch etwas anders aus als in Germany.

 

Die Fahrt dauerte doch länger als gedacht. Am sehr späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel „Roop Niwas Kothi“.

 

Traditionell wurden wir mit einem Lassi und einem „Bindi“, also einem roten Punkt auf der Stirn begrüßt.

 

Ein sehr alter Mann schleppte unsere Koffer zu unserem Zimmer. Wie lange muss man hier arbeiten? Rentenversicherung? Soziale Absicherung? Nur Einzelne können sich hier einen Arzt leisten.

 

 

 

Nach einem anstrengenden Reisetag ein wunderschöner Ort zum relaxen.

 

Das Hotel ist älteren Baujahrs und im Stile einer Palastanlage gehalten. Auch die  rajasthanischen Wappentiere, die Pfauen sah man hier.

 

Beim Kofferauspacken waren Andrea einige Kleidungsstücke verknickt.

 

Was ist passiert? Im Koffer war alles verrutscht. Wir fragten nach einem möglichen Aufbügeln, und derselbe alte Mann, der schon unsere Koffer in unsere Zimmer schleppte, eilte sofort hinfort ins Dorf um dort zu fragen ob zu dieser Zeit noch jemand bügelt. Leider vergeblich.

 

Was sollen wir so spät hier in Nawalgarh noch angehen? Nach checkin etc. war es zu spät um noch die Halvelis (alte Kaufmannshäuser, für die Nawalgarh berühmt ist) anzuschauen.

 

Also begaben wir uns zu Fuß ins Dorf. Ein Ding der Unmöglichkeit in Indien, denn jeder nutzt eine Rikscha. Abermals wurden wir von den Einheimischen bestaunt, die uns auch gleich Restaurant und Guide vermitteln wollten.

 

Vielleicht sollte ich mich doch einmal zu einem der unzähligen Barbiere hier begeben. Nix Elektrorasierer. Richtiges Messer und Barbierkunst…

 

Kurz vor dem zu Bett gehen fiel dann auch zum ersten Mal der Strom aus. Auch diese Situation wurde im Reiseführer schon beschrieben. Doch das Hotel ist gewappnet und schmiss gleich einen riesigen Generator im Garten an.

 

Einen Vorteil hatte es, zumindest kurzfristig: die laute Musik aus der Nachbarschaft (Zeremoniemusik inkl. Trommeln) riss ab und es wurde ruhig. Nicht lange! Doch unsere  von Deutschland mitgebrachten Ohrenstöpsel leisteten uns bis 4 Uhr in der Früh gute Dienste.

 

Morgen schauen wir uns dann die Havelis an!

 

 

Anhang:

 

Wiedergeburt im Hinduismus

Dem Glauben des Hinduismus nach stirbt zwar der Körper, nicht aber die Seele. Die Seele folgt dem Pfad des vorhergegangenen Lebens und kehrt in einen neuen Körper ein. Dabei greift das Prinzip des Karma, das besagt, dass jeder Mensch sein zukünftiges Leben im hier und jetzt selber bestimmt. Wird jemand krank geboren, so hat er im letzten Leben schwere Verfehlungen begangen. Wird jemand reich geboren, so hat er sich im letzten Leben verdient gemacht.

Das Kastensystem zeigt den Menschen die gesellschaftliche Stellung auf, aus der sie im jetzigen Leben nicht entfliehen können. Daher auch die Motivation, sein Leben besonders gut und fromm zu leben, damit das nächste Leben besser wird. Von daher wird ein schlechtes Leben auch nicht als Bestrafung Gottes angesehen sondern als Konsequenz der eigenen Verfehlungen.

Gott Krishna erklärt: „Zum Zeitpunkt des Todes stirbt der Körper, die Seele aber stirbt nie. Die Seele verlässt den Körper und kehrt in einen Neuen wie ein Körper seine Kleidung wechselt. Die Seele ist auf ewiger Wanderschaft und nimmt sich eine unendliche Anzahl von Körpern, bis alle Karmas erschöpft sind, die der Seele anhängen.“

zurück zu Tag 1/2                                                                         weiter Tag 4